Mitte November 2021 konnten wir mit freundlicher Unterstützung der Firma Hipra einen Workshop „Eutergesundheit“ abhalten. An diesem Tag konnten sowohl sieben unserer Landwirt:innen als auch wir Tierärzt:innen viel lernen und über Eutergesundheitsprobleme auf den Betrieben diskutieren.
"Bakterien sind mindestens so sozial wie Menschen"
Eutergesundheit auf dem Betrieb
Prof. Dr. Volker Krömker von der Universität Kopenhagen hat uns an vielen Erkenntnissen aus seiner langjährigen Erfahrung teilhaben lassen. Die teilnehmenden Landwirt:innen und wir Tierärzte waren fasziniert von dem enormen Wissen Volkers. Auf jede Frage hatte er eine Antwort parat und alle Sachverhalte wurden für jeden verständlich erklärt. So blieben Sätze wie „Wer separierte Gülle für seine Liegeboxen nutzt, hat die Sonnenseite des Lebens bereits verlassen.“ als Take-Home-Message besonders einprägsam im Gedächtnis.
Zum Thema Milchprobenuntersuchung war die ganz klare Ansage von Volker: „Von jeder klinischen Mastitis wird eine Milchprobe gezogen!“ Diese lassen sich auch im Gefrierschrank aufbewahren und gesammelt wegsenden. Denn für die Behandlung der einzelnen Kuh ist die Kenntnis über den Erreger nicht entscheidend. Aber durch die Untersuchung möglichst vieler Milchproben lässt sich klar eingrenzen, welche Mastitiserreger ein Problem im Betrieb darstellen. Nur wenn wir wissen, gegen wen wir da kämpfen, können wir gezielte Prophylaxemaßnahmen im Betrieb erarbeiten und durchführen. Auch die Bedeutung der Untersuchung von Zukaufstieren wurde betont. Die zugekaufte Färse mit Galt ist andernfalls der 6er im Lotto, den man nicht will.
Eutergesundheit und AMS
Am Nachmittag hat uns Dr. Friederike Reinecke vom RP Gießen einen tieferen Einblick in die Eutergesundheit in Roboterbetrieben gewährt. Egal ob der Melkroboter noch in Planung ist oder schon im Stall steht, von ihr gab es viele nützliche, praxisnahe Tipps rund um die Hygiene am Melkroboter und die Besonderheiten verschiedener Modelle. Konventionelle Melkstände werden selbstverständlich nach jeder Melkzeit gründlich gereinigt. Beim AMS erscheint das vielen Landwirt:innen nicht notwendig. Doch auch das AMS möchte täglich gepflegt und gesäubert werden. Außerdem ging Dr. Reinecke besonders auf die Bedeutung der Euterverschmutzung im AMS ein und stellte dazu die fünf wichtigsten Faktoren vor. Denn der Roboter ist nicht in der Lage, wie der Mensch, die Intensität der Vorreinigung an den Verschmutzungsgrad des Euters anzupassen. Das heißt, die Hygiene im Stall, insbesondere der Liegeboxen ist im AMS-Betrieb noch viel wichtiger, als sie es schon im konventionell melkenden Betrieb ist.
Danke!
Im Kuhkraftwerk herrschte, dank der tollen Referenten und der Verköstigung mit Kaffee, Kuchen und einem kleinen Mittagessen, eine entspannte und vertraute Atmosphäre. Alle hatten jederzeit die Möglichkeit, konkrete Fragen zu Problemen auf ihren Betrieben zu stellen und bekamen unmittelbar Hilfe von den absoluten Profis. Dass Landwirt:innen wie Tierärzt:innen in einer solch kleinen Runde, auf einem so hohen Niveau, in einen derart intensiven Austausch treten konnten, macht diesen Workshop „Eutergesundheit“ für uns zu einer Veranstaltung der Extraklasse!