Wenn biologische Bedürfnisse auf physikalische Grenzen treffen
Ende Juni waren wir zu Gast bei Claas, dem Landmaschinenhersteller. Ein fachlicher Austausch von Tieren und Technik sollte es sein und was sollen wir sagen – dieser Kontakt hat uns noch gefehlt!
Maschinenbau und Tiermedizin, das sind zwei sehr verschiedene Fachgebiete, aber in diesem Fall haben beide dieselbe Endkundin: die Milchkuh. Diese gilt es, durch die tägliche Arbeit zufrieden zu stellen. Mit zunehmender Milchleistung steigen die Anforderungen an das Management der Holstein-Kuh und damit auch die Anforderungen an vorgelagerte Handlungen.
Über das Tier
Zunächst stellte Kuhkraft die Funktionsweise des Verdauungsapparats der Kuh vor. Details gibt es dabei einige, denn vier Mägen haben viel zu bieten.
- Wie viel muss eine Kuh täglich fressen?
- Wie frisst sie am liebsten?
- Was frisst sie am liebsten und was lässt sie liegen?
- Wie müssen die Inhaltsstoffe ankommen, damit sie optimal verarbeitet werden können?
- Welche Stoffe werden im Pansen produziert und wofür sind sie nötig?
- Was ist eine stabile Fasermatte und warum ist sie so wichtig?
Über die Technik
Dann schlugen wir die Brücke und lernten eine Menge von den Claas-Mitarbeitern.
- Wie funktioniert ein Feldhäcksler?
- Welche Komponenten sind beteiligt?
- Wie gelangt das Erntegut in die Maschine?
- Mit welcher Beschaffenheit kann es bestmöglich verarbeitet werden?
- Was ist der Unterschied zwischen halben Messern und Halbmessern?
- Was passiert, wenn ich nasses Gras kurz häckseln möchte?
- Und wie kurz ist eigentlich „kurz“?
Von Tieren und Technik: Die Brücke finden
Während die eine Seite sagt „Das ist Biologie, da kann man nicht viel machen“, antwortet die andere, „Das ist Physik, mehr geht nicht mehr.“ Wir bewegen uns also in einem Spannungsfeld der Naturwissenschaften und müssen beide überein bringen, das bringt uns gute, gesunde Kühe.
Der verbindende Faktor von Tieren und Technik ist der Mensch. Nur, wenn Landwirt:innen und Lohnunternehmer:innen als verlässliche Partner zusammenarbeiten, können wir Biologie und Physik erfolgreich verbinden.
Drei Erfolgsfaktoren haben wir dafür erarbeitet:
- Präzision beim Schneiden
- Flexibilität für verschiedenste Anforderungen von Land und Leuten
- Schlagkraft, denn auf Manpower kommt es an
Dabei ist absolut klar: Wenn ich meine Hausaufgaben erledige und zum perfekten Zeitpunkt die optimale Silage produziere, sie dann entsprechend lagere und regelmäßig Proben ziehe, dann kann daraus eine auf meine Kühe angestimmte Ration werden.
Ein besonderes Highlight des Tages war ein Ausflug zum Ausstellungshof, wo zahlreiche Landmaschinen live und in grün zu sehen sind. Dort konnten wir uns direkt ein Bild von den Dimensionen des Ernteprozesses machen. Beispielsweise waren dort die drei verschiedenen Cracker-Modelle ausgestellt, die in eine Claas-Maschine eingebaut werden können. So konnten wir unmittelbar die jeweiligen Stärken und Schwächen der Modelle im Ernteprozess besprechen. Eine Erkenntnis hier: Die Sorte hat einen enormen Einfluss auf den Ernteerfolg!
Auch die Einstellungsmöglichkeiten im Cockpit, von der Häcksellänge über die Wasserzugabe oder die Dosierung von Siliermitteln haben wir uns direkt anschauen können.
Natürlich muss uns bewusst sein, dass hohe Anforderungen auch einen entsprechenden Preis haben. Trotzdem ist und bleibt die Fütterung der wichtigste Hebel, wenn es um die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Tiere geht. Und Tiergesundheit zahlt sich aus. Immer.
Wir bedanken uns bei Claas für die Einladung zu diesem gewinnbringenden Austausch und sind gespannt, wie es damit weitergeht!