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Kälberwohl & Kuh-Komfort: 2 for the win!

Im März war Dr. Marina von Keyserlingk bei uns zu Gast und hat uns ihre Expertise zum Thema Kälberwohl und Kuh-Komfort nähergebracht. Denn eins ist klar: Eine gelungene Aufzucht der Kälber sichert uns die guten, gesunden Kühe von Morgen!

Was bedeutet Kälberwohl?

In der Tränkephase bedeutet Kälberwohl vor allem eins: mindestens 8 Liter Milchaufnahme pro Tag. Damit erreicht man nachweislich eine höhere Futteraufnahme und höhere Kälbergewichte, was sich wiederum positiv auf die spätere Produktivität auswirkt. Darüber hinaus erreicht man eine höhere Futteraufnahme auch durch eine Abkehr von der Einzelhaltung. Diese beeinträchtigt die kognitiven Fähigkeiten der Kälber und verstärkt den Stress beim späteren Absetzen. Wir sollten also in Richtung paarweise Kälberhaltung denken, um das Kälberwohl zu steigern. Unter welchen Bedingungen das möglich ist, haben wir hier zusammengestellt.

Muttergebundene Aufzucht als Modell der Zukunft?

Fragt man die KI, wie ein Milchviehbetrieb aussieht, zeigt sie immer ein Bild von Kuh mit Kalb auf der Weide. Es ist unumstritten, dass dies auch das Bild vieler Verbraucher:innen ist, wenn sie darüber nachdenken, wo ihre Milch herkommt. Für Dr. Nina von Keyserlingk ist es deshalb eine logische Konsequenz, sich mit muttergebundener Aufzucht als Modell der Zukunft zu beschäftigen. Selbstverständlich gehe dies nicht von heute auf morgen, aber die Studienlage zeige klar, in welcher Richtung sich Produzent:innen und Verbraucher:innen annähern müssen.

Heute ist dieses Modell in der modernen Landwirtschaft nur schwer vorstellbar. Trotzdem kann es sich lohnen, zu wissen, was die Zukunft bringen kann, und es bleibt abzuwarten, inwieweit diese Gedanken zur Realität werden.

Wie erreiche ich Kuh-Komfort?

Kuh-Komfort ist kein Luxus, sondern ein Muss für gute, gesunde Kühe. Denn nur gesunde Kühe geben viel Milch, anders geht das nicht.

Das Sozialverhalten der Tiere zu verstehen, hilft uns dabei, Kuh-Komfort zu erreichen. Kühe lieben Kontinuität. Daher sind etwa ihre Liegezeiten oft gleichzeitig. Stehen nicht genug Plätze zur Verfügung, gerät der Rhythmus durcheinander. Neben der Anzahl der Liegeplätze ist auch die Qualität der Einstreu von Bedeutung. Die Einstreu muss sauber, trocken und reichlich in der Box vorhanden sein, um ein bequemes Liegen zu ermöglichen.

Außerdem helfen Fressfanggitter dabei, dass auch rangniedrigere Kühe sicheren und ungestörten Zugang zum Futtertisch haben und nicht abgedrängt werden können. Gleiches gilt für Tränken: Es müssen unbedingt genug ausreichend große Tränken im Stall vorhanden sein, damit alle Kühe immer Zugang zu frischem, sauberem Wasser haben. Dabei gilt zu wissen: Je höher der THI (temperature-humidity-index) im Stall, desto höher ist die Wasseraufnahme. Dieser Wert ist auch ausschlaggebend für die Bewertung von Hitzestress.

Und zuletzt ist der Umgang mit den Trockenstehern das A und O. Die Trockensteher sind die wichtigste Gruppe im Stall und brauchen ausnahmslos den höchsten Kuh-Komfort, den man bieten kann. Hier spielt meist auch Überbelegung eine Rolle, die in der Regel eine verminderte Futteraufnahme zur Folge hat. Dr. Nina von Keyserlingk hat uns eine Studie zum Thema Metritis (Gebärmutterentzündung) präsentiert, die gezeigt hat, dass bei Tieren, die nach der Kalbung erkranken, bereits vor der Kalbung eine verminderte Futteraufnahme festgestellt wurde.

Natürlich sind die Bedingungen auf jedem Betrieb anders zu bewerten. Genau deshalb ist eine kontinuierliche Beobachtung und Auswertung von Betriebsdaten essenziell, weil nur so betriebsspezifische Probleme identifiziert und gelöst werden können.

Dr. Marina von Keyserlingk ist Expertin auf dem Bereich Kälberwohl und Kuh-Komfort. Sie ist Teil des „Animal Welfare Program“ an der UBC in Kanada und hat bereits zahlreiche Fachartikel zu diesen Themen veröffentlicht.